Busfahrt des Grauens oder: wie schwitze ich mein Pipi aus?

9. September 2015

Der Tag beginnt vielversprechend: Wir checken nach dem Frühstück aus und wollen uns gerade zu Fuss auf den Weg zum Busbahnhof machen. Der Clan vom arabischen Familienbusiness stellt uns mit viel Augenzwinkern ihren Fahrer zur Verfügung. Wie gesagt, zwei Mädels unterwegs und so…

Beim Serviceschalter der Busgesellschaft allerdings stellt die muffelige Angestellte fest, dass die Tickets verkehrt herum, also von Kairo nach Luxor, ausgestellt wurden. Das bringt uns gerade nicht so viel. Julia hatte die Tickets bereits vor Wochen in Kairo gekauft und scheinbar hatte die Angestellte dort etwas missverstanden. Bei der Abholung hatte Julia nur Datum und Orte geprüft. Nicht aber die Fahrtrichtung. Und da im Arabischen von rechts nach links geschrieben wird, war ihr beim Überfliegen nichts aufgefallen. Darüber wird sie sich noch die nächsten drei Tage ärgern. Was soll’s. Da die Angestellten vor Ort nicht sehr entgegenkommend sind buchen wir einen späteren Bus und müssen uns jetzt überraschend noch 2 Stunden um die Ohren hauen. Was hätten wir ausschlafen können… Wir erledigen den Gang zur Post und gehen Kaffee trinken. Hilft ja jetzt nichts.

Irgendwann gegen Mittag kommt dann unser Bus. Beim Einladen des Gepäcks hilft uns der vermeintlich freundliche Busfahrer. Er will aber daraufhin Trinkgeld. Da wir Angst haben, dass er unsere Rucksäcke wieder raus wirft zahlen wir zähneknirschend. Frechheit! Wir hätten das mit den Taschen auch selbst geschafft. Die Sitze, mein nächstes Highlight des Tages, sind hochergonomisch geformt und haben eine natürliche Sitzposition von ca. 75 Grad. Das heißt, ich sitze leicht nach vorn gebeugt und wenn der Vordermann dann noch den Sitz zurück kippt, küsse ich seine Lehne. Wie lange dauert nochmal die Fahrt nach Kairo? 8 (!!!) Stunden. Bitte, hau mich doch jemand k.o.

Nach drei Stunden dösen, schlafen, oder so was in der Art, halten wir. Mitten in der Wüste. Raststätte auf ägyptisch. Es gibt eine Toilette. Julia muss natürlich. Ich diesmal auch. Entlang unserer Reiseroute kennen wir alle Klos. Dieses allerdings sprengt sämtliche Abgründe. Drei westliche und drei arabische Toiletten. Die arabischen sind schon mal von Vornherein raus. Die anderen drei sind unbeschreiblich. Die Türen hängen schief. Sonstige Details erspare ich mir zu schreiben. Bestimmt müsste ich mich sonst im Nachhinein noch übergeben. Ich versuche mir einzureden, dass ich gar nicht muss. Aber bis Kairo sind es noch 5 Stunden und ausschwitzen klappt auch nicht. Wir versprühen großflächig Sagrotan, für den Fall einer versehentlichen Berührung. Zumindest die Heerschar von Fliegen verschwindet so schon mal. Ich habe mich selten so geeckelt. Der Gipfel allerdings ist, dass dafür auch noch Geld verlangt wird. Julia hat diesmal entgegen ihres normalen Verhaltens keine Lust auf Diskussionen und zahlt. Ich bin empört. Ich wär lieber in die Wüste hinter das Klohaus gegangen und hab das Klo nur benutzt, weil alles andere wohl nicht so gut gekommen wäre.

Die letzten Stunden ziehen sich wie Kaugummi. Wir fahren durch einen Sandsturm. Die Luft ist gelb und dreckig und die Sichtweite begrenzt. Habe ich das also auch mal gesehen.

In Kairo dann läuft gar nichts mehr. Der Bus hält völlig verspätet an einer anderen Haltestelle. Nicht an der, an der Marc uns abholen wollte. Julias Handy ist leer und wir können ihm nicht Bescheid geben. Ich schreibe eine SMS und hoffe, sie kommt an. Wir sind  leicht unorientiert wegen des überraschenden Busstops. Nach diesem Tag hat keiner mehr Lust auf Experimente: wir setzen uns ins nächste Taxi und fahren nach Hause. Marc ist schon da. Wir duschen, er kocht: Danke Maharc!!! Es gibt Gin Tonic zum Nachtisch. Willkommen zurück in Kairo! Der Tag war zum Abgewöhnen. Das man so was aber auch vorher nie ahnt…

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