Happy Birthday, Frau Hase!

22. September 2015

Aufstehen. Frühstück. Das übliche. Unser Flug geht erst um die Mittagszeit. Alles entspannt also. Wir verteilen uns auf zwei Taxen. Allerdings verlieren Papa und ich das andere schon nach kurzer Zeit aus den Augen. Dumm nur, dass ich bei aller Vorbereitung, die Marc und Julia übernommen haben, keine Fluggesellschaft kenne und auch nicht weiß, welcher Terminal es ist. Eigentlich weiß ich gerade gar nichts. Der Fahrer nimmt die Maudstrecke und will von uns das Geld für die Strassensperre. Kein Problem, aber ihm ist hoffentlich klar, dass wir das nachher vom Fahrpreis abziehen. Das gibt doch wieder Diskussionen. Er hätte ja auch die andere Strasse ohne Maud nehmen können. Naja, das klären wir später. Jetzt fahren wir erstmal auf gut Glück den ersten Terminal an. Keiner da. Wir warten und werden nervös. War es doch der andere?! Wir fahren den mal an. Der Fahrer ist genervt. Ich auch. Von ihm. Auch am zweiten Terminal keine Familie zu sehen. Oh mann, nicht das nächste Chaosdrama bitte. Zurück zum anderen Terminal. Hier warten wir jetzt. Wird schon. Und dann kommt der Rest endlich an. Na geht doch. Und die Diskussion mit dem Taxifahrer entflammt. Wie befürchtet. Er bekommt den Rest abzüglich Maud und schnaubt. Und ich zurück. Ein letztes Machtwort und wir gehen. Er bleibt stehen und wartet. Als wir im Terminal verschwinden hat er es begriffen und fährt. Unglaublich. Mit allen Mitteln wird hier um die letzte Rupie gefeilscht. Stur sein hilft meistens. Der Rest ist Reiseroutine.

In Udaipur warten zwei Fahrer auf uns. Von unterschiedlichen Hotels. Hihi…!!! Julia hat morgen Geburtstag und bekommt als Überraschung von Marc eine Nacht im James Bond Hotel „Taj Lake Palace“. Hier wurden vor Jahrzehnten Szenen für „Octopussy“ gedreht. Das Hotel hat die ganze Insel Jag Niwas im Lake Pichola in Udaipur eingenommen. Heißt, wer das Hotel sehen will, muss sich einmieten. Besuchen geht nicht. Eine der exklusiven Bondlocations. Entsprechend auch die Preise. Für Ihren Blog „www.huntingbond.com“ wollten die zwei von außen Fotos machen, quasi im vorbei fahren. Neben den anderen Bondlocations, die sie in und um Udaipur besuchen wollen, war Julias einziger Wermutstropfen, nicht auf diese Insel zu können. Um so größer sind jetzt ihre Augen und die Freude, als sie versteht. Abgeholt wird für dieses Hotel im Jaguar. Wenn schon, denn schon. Und dann verschwinden die beiden, während wir uns mit einem schnöden SUV begnügen müssen.

Aber auch unsere Hotel ist nicht schlecht, mit eigenem Wlan pro Zimmer und beim Frühstück darf man sich noch nicht mal selbst die Milch in den Kaffee schütten und so. War auch Drehort für besagten Film und die Crew hat hier gewohnt. (Ich werde also dieser Tage im gleichen Pool baden wir Roger Moore.) Wegen der Geburtstagsfeierlichkeiten hatten wir für diese Tage etwas schickeres ausgewählt. Wir erkunden die Lage, schauen auf Julias Hotel rüber, freuen uns über die Fotos und Videos, die sie uns schickt. Völlig aus dem Häuschen, der Hase. Im Ort selbst, Udaipur ist ziemlich klein, aber sehr süß, wird es dann richtig indisch: überall liegen Kühe rum. Und Bullen. So ohne Weidezaun dazwischen sind die echt massiv. Wir werden prompt von einem Inder auf deutsch angesprochen und er versucht uns seine Schals anzupreisen. So nett das auch gemeint ist, wir verhungern gerade. Und ich hab preislich noch so überhaupt keine Idee. Leichte Überforderung. Tut mir ein bisschen leid, der Kleine. Wir suchen uns erstmal was zum Essen – indisch solide, auf schickimickischnickschack im Hotel haben wir heute keine Lust.

Jetzt schnell schlafen, damit wir morgen fit zum feiern sind.

23. September 2015

Wir starten gemütlich. Müssen ja sowieso erstmal auf die zwei Ausreißer warten. Zum Glück sind wir die einzigen Frühstücksgäste und können den Kellner überreden die arktischen Temperaturen der Klimaanlage etwas zu normalisieren. Andernfalls gefriert bestimmt der Kaffee. Hätte ich doch einen Schal zum Frühstück mitgenommen.

Marc und Julia lassen sich echt bitten. Wir legen schon mal kleine Geschenke auf ihr Bett. Und warten. Find ich jetzt nicht sooo witzig. Gegen mittag schlagen die beiden endlich auf. Und dann wird erstmal in allen Einzelheiten erzählt: Marc hatte das Hotel angeschrieben, um bezüglich der Recherche für Ihren Blog zu fragen, ob es noch Mitarbeiter von damals gäbe, die für ein Interview zur Verfügung ständen. Das Hotel hat dann wohl auch mal recherchiert und fand den Blog so gut, dass sie einen riesen Aufstand mit den beiden veranstaltet haben. Auf der Filmdschunke, die nach Abschluss der Dreharbeiten zurückgelassen wurde, kann man sich z.B. für ein Abendessen vom Hotel verwöhnen lassen. Gabs für die zwei mal eben so dazu. Genau wie ein Zimmer upgrade und ich weiß nicht was noch alles. Sehr cool. Die Hasen sprudeln über. Heute morgen dann tatsächlich, auf den letzten Drücker, rückten Sie die Mitarbeiter von damals raus. Wahnsinn. Als „Danke schön“ gab es noch einen Geburtstagskuchen. Den lassen wir uns jetzt erstmal schmecken.

Anschließend geht es endlich los. Durch die Altstadt mit den kleinen Gassen und Strassen, an den Kühen vorbei, durch ein Gewirr aus Mofas, Müllhäufchen an den Ecken. Einen Tempel gibt es auch. Einen mit einer sehr hohen steilen Treppe. Wir schauen uns alles an. Runter zu den Ghats, den Zugängen zum Fluss. Hier wird gewaschen und getratscht, gebadet und gechillt. Julia und ich kaufen Schmuck. Ich verhandle bis zum Exzess mit dem Juwelier. Er knickt ein. Das kann ich also noch. Gelernt ist wohl doch gelernt. Später landen wir bei einem der vielen Schneider. Er hat die Kostüme für den Film „Best Exotic Marigold Hotel“ geschneidert. Wir lassen uns den Familienpreis machen und bestellen Tuniken und Hemden. Stoff aussuchen, Schnittmuster, alles ausmessen. Interessante Sache. On top kaufen wir für Marc und Julia noch einen Wintermantel. Schade, dass ich erstmal keinen brauche.

Abends gibt es das Geburtstagsdinner mit Blick auf den See. Sehr nett und ein eleganter Ausklang für Julias Tag.

24. September 2015

Julia und ich treffen uns zum Frühsport. Eine Runde in den Pool hüpfen. Könnte schlimmer sein. Nach einem wirklich umfangreichen Frühstück starten wir mit einem Inselausflug zu Jag Mandir. Auch Drehort und beherbergt ein Palace, was heute ebenfalls als Hotel dient. Etwas weniger exklusiv, aber durchaus hübsch angelegt.

Den Mittag vertreiben wir Kinder uns entspannt mit am Pool abhängen. Die Eltern gehen shoppen. Richtig so. Macht ihr mal. Und kommen mit Beute zurück.

Am späten Nachmittag, sind wir auf dem Weg zum Monsunpalast und und an den Ghats, ist die Hölle los. Wieder eines dieser indischen Festivals. Es wird getanzt, gesungen und im Fluss gebadet. Ein riesen Spektakel. Wir müssen leider los. Die Anfahrt zum Monsunpalast lässt sich nur mit spärlichen Informationen aus dem Internet und Gerüchten zu Folge organisieren. Marc macht das. Und natürlich klappt es am Ende. Eine alte Ruine mit Blick auf die Stadt. Wir geniessen den Sonnenuntergang und Ausblick. Aus der Ferne betrachtet wird dann auch klar, warum Udaipur auch „die weiße Stadt“ heißt. Ist schon sehr hell von weiter weg. Das fällt in dem Gassengewirr gar nicht so extrem auf.

Zurück in der Stadt tobt immer noch der Bär. Wir wollen eigentlich nur zum Schneider unsere Sachen abholen. Prozessionen ziehen durch die Gassen Richtung Fluss. Alles begleitet von furchtbar lauter Musik, Diskobeleuchtung und, am allerschönsten, Farbpulver. Das wird vorwiegend in rot, pink, gelb und orange von den Prozedierenden herum in die Menge geworfen. Trifft leider nicht nur die Prozession. Sondern eben auch schon mal die Touristen. Heute uns. Volle Kanne. Ein Wurf und wir sind bestäubt. Oder eingesaut. Wir retten uns in das gegenüberliegende Restaurant, Verwandtschaft von unserem Schneider, und säubern uns notdürftig. Feinster Farbstaub klebt überall. Und außer kräftig anpusten macht es alles andere nur noch schlimmer. Ich bin genervt. Hoffentlich geht das wieder raus. Aber wo wir schonmal hier sind, können wir auch gerade Abendessen. Das Restaurant hat eine Dachterrasse und wir schauen uns das Theater von oben weiter an. Völlig verrückt diese Inder. Manche tanzen sich halb in Trance. Das Essen ist überraschend gut. Dafür hat es sich gelohnt.

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