3. und 4. September 2015
Wir schlafen aus und starten mit Yoga in den Tag. Sind schließlich im Urlaub. Trotzdem bin ich unsortiert. Laufe wie aufgescheucht im Zimmer rum und bin auch sonst recht unkoordiniert. Der letzte Rucksackurlaub ist zu lange her. Und ich muss wohl erst meinen „Flow“ finden. Das wird schon. Ich hab Zeit. Passt mir trotzdem nicht so richtig.
Es ist warm und trocken. So um die 40 Grad. Pfui. Beim entspannten Frühstück im Innenhof unseres Hotels organisieren wir mit dem hilfsbereiten Hotelbesitzer unseren Ausflug auf den Sinai. Um 23h geht es los. Anfahrt 2 Stunden, Aufstieg ca. 4 Stunden und zur Belohnung Sonnenaufgang. Klingt hübsch.
Bis heut Abend ist es noch lang. Wir machen einen Strandtag. Müssen uns schonen für heute Abend. Dahab ist ein altes Fischerdorf. Nicht wie Sharm el-Sheikh. O-Ton Julia: aus dem Boden gestantzte Mickey-Maus-Scheisse. Hier ist es entspannt. Hippiemäßig gechillt quasi. Die meisten Besucher tauchen. Sonst gibt es auch nichts zu tun. Am Strand einen frischen Mango- und Melonensaft mit Blick auf das rote Meer und auf der anderen Seite winkt Saudi-Arabien. Ich hab wirklich Urlaub. Und Julia und ich uns viel zu lange nicht gesehen und zu wenig Zeit zum Skypen gehabt. Also quatschen wir erstmal den ganzen Tag durch. Nach dem Abendessen am Strand geht es ins Hotel. Umziehen und Rucksack packen.
Wir sind pünktlich zur Abholung, der Fahrer allerdings unägyptisch überpünktlich. Wir erwischen ihn bei der Abfahrt in allerletzter Sekunde. Kurz danach ein Stop. Vier halbwüchsige Araber steigen zu uns. Auch untypisch: gut erzogen. Pöbeln nicht, machen keine Sprüche. Im Bus riecht es komisch duftig. Irgendwann merken wir wieso. Ein Dufterfrischer versprüht regelmäßig penetranten Gestank. Einen ähnlichen hatten wir im Hotel schon kaltgestellt. Damit wir kopfschmerzfrei schlafen konnten. Außerdem riecht es nach Wurstbrot. Wir wollen doch schlafen. Das machen wir dann auch. Und fallen ins Wurstbrotaromakoma. (Das Wort des Tages. Wir werden noch lange darüber lachen.) Quer auf den unbequemen Sitzbänken im Minibus. Der Vorteil: von der halsbrecherischen Minibusfahrt bekommen wir so nicht allzu viel mit. Gegen 1 sind wir da. Am Fuss des Sinai. Es ist stockfinster. Und die Luft angenehm abgekühlt. Noch die halbherzigen Sicherheitschecks hinter uns bringen. Die Sicherheitsfachkräfte auf dem Sinai tun zumindest so, als ob sie es ganz genau nehmen. Ein Beduinenguide, der in einem nahegelegenen Dorf am Fuss des Gebirges wohnt, begleitet uns. Allein wäre der Weg auch nicht zu finden. Keine Schilder oder ähnliches und unzählige Abzweigungen. Während wir laufen merke ich, wie ich meinen Schritt finde. Und zur Ruhe komme. Hat auch was meditatives so eine Nachtwanderung. Gibt ja nichts zu sehen. Weil stockdunkel. Da die Jungs etwas fusslahm sind halten wir alle halbe Stunde an einem der Unterstände. Immer wenn wir uns gerade wieder eingelaufen haben. Manchmal sitzt dort ein einsamer Beduine und verkauft Tee und Schokoriegel, manchmal ist es einfach nur eine überdachte Sitzecke. Wir essen unseren mitgebrachten Proviant. Im Nachhinein habe ich wahrscheinlich in einer Nacht noch nie soviel gegessen. Als wir gegen halb 5 oben sind (mit ca. 1 1/2 Stunden nervigen Pause zwischendurch) sind wir müde und platt. Julia und ich kuscheln uns in dem „Kiosk“ in dem es auch Liegeplätze gibt zusammen und schlafen etwas. Um 6 werden wir geweckt. Klettern noch ein Stück höher auf die Bergspitze. Und dann geht die Sonne auf. Und nach und nach erkenne ich in welch atemberaubender Umgebung wir sind. Rötlichgelbe Berge und eine Weite entschädigen dafür die Nacht durchgemacht zu haben. Es hat sich gelohnt. Wir sitzen und gucken und sind beeindruckt. Irgendwann ist die Sonne dann voll da und alles unangenehm hell. Ich bin doch so müde…
Der Abstieg geht schneller. Und die arabischen Mitreisenden sind auf einmal gar nicht mehr so langsam. Hängen uns regelrecht ab. Wir trotten vor uns hin und geniessen den Ausblick. So was schönes aber auch. Da muss man doch nicht so durchrasen. Und etwas ungalant ist es auch uns einfach so stehen zu lassen. Hätten wir das beim Aufstieg gewusst…
Die Fahrt zurück verschlafen wir und im Hotel angekommen gibt es sogar noch Frühstück. Prima! Wir sind erledigt und verschlafen fast den kompletten Tag am Strand. Abends essen und packen. Das übliche. Morgen früh geht es weiter nach Assuan.